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Im 'lancha', Boot auf dem Lago Atitlan in Guatemala


Im Chicken-Bus von Solola nach Chichicastenango


Im Tuktuk von San Juan nach San Pablo - am vergangenen Sonntag


Von Panajachel über Santa Cruz nach San Pedro


Verkehrsknotenpunkt Los Encuentros


Kapitänsspiele?


Auf dem Downhill von Santa Clara nach San Pablo


Anlanden, anplanschen in Santiago


Im Mikrobus von Godinez nach Agua Escondida - wenn der Fahrer die alte Schiebetüre schließen wollte, dann bremste er kurz stark ab, und schon schnellte sie nach vorne und schnappte im Schloss ein - fand ich sehr originell - vor allem kann er sich, falls er wollte, ständig lustig machen darüber wie das die Fahrgäste händisch probieren - vergeblich, das ging nämlich nicht;-()


Pickup - Spaß nicht nur bei den Kindern - von Cerro de Oro nach San Lucas


 

Komme gerade aus Chichicastenango. Mein zweiter Besuch in dieser Wallfahrtsmetropole des Altiplanos von Guatemala, das die indigenen Quiche-Mayas heute besetzen. Alles dort ist dem Santo Tomas geweiht, seit der spanischen Eroberung im frühen 16.Jahrhundert.

Ich meine als geborener Europäer möchte ich die Kolonisation nicht leugnen, deren Auswirkungen sind heute 500 Jahre später absolut spürbar. Der große Teil der Guatemalteken und ganz Lateinamerika spricht größtenteils ein wesentlich klareres und deutlicheres Spanisch, als die Iberer selbst am sogenannten Mutter-Kontinent. Abgesehen von der spanischen Kolonisation ist inzwischen die nordamerikanische, westliche, kapitalistische Kolonialisierung allgegenwärtig.

Spirituelle Menschen halten in Gotteshäusern wie diesem alten in Chichicastenango Andachten ab - zumindestens ältere Menschen - jüngere spielen währenddessen am Handy, wie der Wächter rechts in der Mitte - ich persönlich finde die relative Schlichtheit dieser alten Kirche besonders


Dieser oft als 'global' bezeichnete Einfluss kann am augenscheinlichsten bei jungen Männern, Jugendlichen und Buben beobachtet werden, die völlig westlich, 'modern' gekleidet sind. In Jeans, Sneakers, T-Shirts, Sweater, Fleece-Pullover, Daunenjacke und die Baseballkappe. 2021 ganz wichtig ist, WIE man die Käppi aufsetzt. Sehr oft mit Schild im Nacken, also Stirn frei, Nacken windgeschützt, verkehrt herum also. Oder aber auch nach vorne zeigend, aber deutlich nach links oder rechts gerückt, wenn nicht auch sehr seitlich, Schild eher nach unten zeigend, HipHop-Style. Somit beweist der Jugendliche und jüngere Erwachsene heute, dass er noch nicht ganz zur Erwachsenengeneration zählt, allerdings völlig angepasst ist an das globale Mainstream - Kapitalismus - Narrativ, das unhinterfragt übernommen, geschluckt und was Kleidung angeht, 'angezogen' wird. Kritische Außenseiter, wie es noch im alten Jahrhundert die Punks etwa waren, gibt's heute nicht mehr.


Bevor ich mich hier aber in einer Sozialkritik verzettele, worauf ich eigentlich hinaus will ist, dass der Maya-Hochländer hier in seinem Mark trotz alledem noch seine unverwechselbare Indigenität abgespeichert hat, die ihm im Laufe der Zeit unter vielen drastischen, historischen Einschneidungen versucht wurde auszutreiben. Man sieht an diesem Beispiel wie gut und viel in unserem kollektiven Bewusstsein tief drinnen steckt und wie gut behütet das aufbewahrt wird, über viele Generationen hinweg gewachsen und sich ständig entwickelnd.

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Diesem bildhübschen, indigenen Maya-Mädchen des Quiche-Stammes ist noch nicht bewusst in welche Welt es hineingeboren wurde - es hat allerdings alle Voraussetzungen um genau hier im guatemaltekischen Hochland ein gutes Leben zu führen - Ihre Kinder und Kindeskinder werden einst mit ihrem Erbgut ausgestattet die Zukunft im gebirgigen und äußerst fruchtbaren Land gestalten


Diesen Besuch heute von Chichicastenango hab' ich extra noch auf den Abschluss meines mehrmonatigen Mittelamerika - Aufenthaltes aufgehoben. Weshalb ganz genau, weiß ich nicht. Aber die Intuition führt uns einfach. Hinter dieser, oder besser über allem steckt die eigene Seele die einen an Plätze leitet die dem Herzen guttun.


Nachdem ich in der Früh in Panajachel doch keinen Mikrobus gefunden hatte, der direkt nach Chichi fährt, stieg ich in die altbekannten Chicken- Busse, wie gehabt. In Solola wechselte ich, als auch in Los Encuentros. Fuhr diesmal also sehr direkt ohne Pausen dazwischen bis ins Zentrum der Maya - Hochburg. Bei diesen drei Fahrten waren bereits zwei recht verrückte, nervöse, cholerische Busfahrer am Steuer, die man sehr, sehr gern auf hoffentlich nie mehr Wiedersehen verlässt.


Nach einer Außenrunde des Städtchens kam ich wieder zu dieser alten Kirche am Markt.


Achja, auf dem Weg dorthin kaufte ich zwei delikate, superreife Avocados von einer Straßenverkäuferin, die kein Spanisch verstand. Ich wollte das zuerst gar nicht glauben, aber eine andere Einheimische übersetzte ihr. Die Verkäuferin sprach ausschließlich Quiche, war aber nicht älter als gut 40.


Ich saß mich hinein in dieses alte, so schlichte Gestühl und kam mir vor wie Jahre zurückversetzt, wunderbare Zeitreise.


Eine Mutter betete vorne auf den Knien halblaut, ihre Tochter rechts neben ihr ebenso kniend, ließ sich aber durch meine Anwesenheit immer wieder ablenken. Erst eine Weile später fiel mir auf, dass vorne wo heutzutage der Mittelaltar der Gotteshäuser steht, eine Art Sarkophag hinter Glas steht. Hinter diesem transparenten Schrein drei ihn verehrende Frauen. Im Schrein eine Puppe liegend die angebetet wird. Ich verließ den christlichen Tempel wieder und mein Blick fiel automatisch über die Marktstände hinweg zur Hauptkirche. Ich verlor mich diesmal allerdings vorerst in den Markthallen, die ich bei meinem ersten Besuch gar nicht durchstreift hatte. Umso größer meine Überraschung über deren Ausmaße.


Innerhalb der Marktbuden


Neben anderen Momenten unter diesen Wellblechdächern, waren zwei interessante Begegnungen dabei. Eine mit einem Knaben der sich Ismael nennt, und die andere mit dem Mädchen vom Bild oberhalb, das direkt vor den steilen Stufen der Hauptkirche Santo Tomas saß. Die Pforten der Wallfahrtskirche waren heute allerdings geschlossen. Freitags ist auch nicht Markttag, sondern sonntags und donnerstags, traditionellerweise.


Irgendwo wollte ich mich setzen, etwas zur Ruhe kommen. Nirgendwo gefeil's mir aber so, dass ich sesshaft wurde. Ich versuchte das auch in dem sehenswerten Hotel Santo Tomas, von dessen Innenhof und Gesamteindruck ich einigermaßen überrascht war. Das hätte ich hier nicht erwartet. Viele alte Statuen, tolles Holzmobilar, ein Haufen von alten Kruzifixen an den Wänden zieren die Außenseiten der heutigen Hotelzimmer.

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Im Innenhof des Hotel SantoTomas - ich kam mir fast vor wie im Jagdhotel Fuschl am See in Salzburg


An der Hauptstraße stoppte ich darauf einen Chicken - Bus der aus Quiche kam und Ziel Xela hatte. Auch diese Fahrt war wieder völlig neben gut und böse was den Fahrstil des Lenkers anging. Fast ohne zu bremsen auf 'topes' drauf, ständig am Überholen, mit Vorliebe bei Gegenverkehr plus schlechte, laute Musik. Was soll ich mich aber weiter darüber auslassen? Ich kam gut in Los Encuentros an, allein das zählt am Ende des Tages. Auch dort hielt ich mich heute nicht auf, es war zu kühl, windig und frisch dort. Insgesamt abwärts führt die Strecke danach nach Solola, wo ich gerade schreibe, im 'Dona Mari autopitos', einem Kleincafe. Zum Milchkaffee habe ich mir 'panqueques' dazubestellt und dann noch eine Banane. War gut, brauchte ich scheinbar.


Szenenwechsel: Inzwischen neigt sich mein Tag gegen Ende und ich sitze in einem meiner Stammcafes in Panajachel. Habe gerade noch den Zucker in den Cappuchino gekippt, eine alte Gewohnheit, obwohl der Industriezucker unnötig wäre.


In der Markthalle von Chici habe ich heute mit zwei Einheimischen über Kaffee geredet. Vater und Tochter führen diesen Laden. Ich wollte wissen ob sie Kaffeetrinker sind und welchen Kaffee die Guatemalteken trinken. Ich kaufte auch einige Pakete. Zu Ende des Gesprächs meinte der Geschäftsinhaber übereinstimmend mit mir, dass das Kaffeetrinken mit der Zeit einfach zur 'costumbre', zur Gewohnheit wird. Nicht mehr und nicht weniger.


Interessante Leute im Fahrerbereich - nur keiner von ihnen machte Anstalten den Lenker zu beruhigen - zurück von Chichi nach Los Encuentros


Mein letzter Bus heute von Solola war dann ein sehr versöhnlicher Ausgang des Reisetages. Der Lenker fuhr 'normal', unaufgeregt. Sogar nicht allzu laute, gute Musik war zu vernehmen, während die Abendsonne tolle Lichtbilder von den Berghängen und dem See entstehen ließ. Gleich nach dem Ankommen schlenderte ich noch mit meiner neu erworbenen, gehäkelten Guatemala - Tasche zum Friseur. Sie ist zwar etwas sehr groß und eigentlich wollte ich sie gar nicht kaufen. Die Maya-Frau rannte mir aber damit hinterher, weil sie auf meinen heruntergehandelten Preis doch noch eingestiegen war und ein Geschäft sah, oder eben Geld brauchte. Daraufhin dachte ich mir: 'Thomas, jetzt steh auch zu deinem vorgeschlagenen Preis und Wort, auch wenn du dir nicht sicher bist ob du das Souvenir wirklich verwendest.'


Im Zweifelsfall doch immer zu Gunsten eines Verkäufers der dringend Cash benötigt, denn nicht jeder Tag hat eine Tageslosung die glücklich macht. Beim Friseur dachte ich dann darüber nach, wie oft in meinem bisherigen Leben ich bereits einen Haareschneider in Anspruch genommen habe. Es dürfte schon einiges über 500 Male gewesen sein, und das auch wirklich in den verschiedensten Ländern. Dieser hier machte seinen Job peinlich genau, fast ein so pingeliger Typ wie ich teilweise war oder bin. Ich dachte mir, bevor es zurück nach Europa geht, geh zum Friseur, denn so einfach kann es dort nicht sein. Reinspazieren, setzen und los geht's. Ohne dass ich irgendwelche Testausweise, Impfpapiere oder sonstetwas vorweisen muss. Davon abgesehen kostet diese Dienstleistung in einem sogenannten Entwicklungsland weniger als ein Zehntel dessen als in einem Wohlstandsland.


Trotzdem meinte der Friseurmeister, er mache monatlich einen Profit von etwa 300 - 400 €, was mir recht ordentlich vorkam, wenn's stimmt. Ich fragte ihn auch nach der Miete des Lokals. Er: '140€ monatlich, es barato, ist billig, oder? Ich überlegte eine kleine Weile und erwiderte: 'Ok, die Lage hier in der Straße ist zwar gut, aber ganz so billig finde ich es nicht.' Ich kenne die Preise und Lebensumstände in Ländern wie Guatemala recht gut, weil es mich interessiert wie man sich über Wasser hält. Ich selbst führe ja auch ein recht simples Leben und schmeiße Geld in der Regel nicht hinaus. Wie hart es wirklich für manche ist täglich zu überleben, kann sich ein Wohlfahrtsmensch wie ich einer bin, jedoch nicht vorstellen.


Allerdings werde ich nicht müde, um in sogenannten 'armen' Ländern so viel zu lernen, wie ich es in 'reichen' gar nicht tun kann. 'Gracias, Guate! Danke, Guatemala! Du hast mir mit deinen Menschen wieder viel gezeigt. Erneut geerdet trete ich bald die Reise in den Osten an, entgegen der Erdumdrehung, in meinen Mutter- Kontinent Europa.


Wenn es mir auch in Zukunft gegönnt sein sollte, besuche ich mit Vorliebe wieder ein Land das mich viel lehren kann. Vielleicht entdecke ich auch wieder versteckte 'Wallfahrtsorte' in denen ich mich dann wundere, dass ich gerade dort gelandet bin. Geführt von meiner Seele.;-)


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Ismael musste ich kurz beim Essen stören, als ich ihn versteckt hinter den Buden fand

 
  • 30. Juli 2021
  • 1 Min. Lesezeit


San Juan la Laguna ist eines der Zentren der natürlichen Weberei im Hochland von Guatemala - hier mittles sogenanntem Hüftwebstuhl



Juan am maschinellen Webstuhl mit Fußpedalen - er ist 13 Jahre jung - webt geschickt - Fuß-ball spielt er noch lieber, sagt er;-))


In Mittelamerika klatschen unzählige Frauen in Teams viele Male am Tag in ihre Hände -

dazwischen befindet sich allerdings eine runde Maismehlteigplatte, die sich 'Tortilla' nennt -

DIE Hauslebensmittelspeise schlechthin - Ohne Tortilla kein Beifall;-))


Innerhalb der Markthalle von Chichicastenango - heute an einem gewöhnlichen Freitag ohne 'Markt'


Ebenso innerhalb des bazarartigen Marktkonglomerats im Maya- Städtchen 'Chichi'

 
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